Computer Dealers Exposition COMDEX '88 in Las Vegas

Aus den umliegenden Bergen gelangt man in das Wüstental in Nevada, in dem Las Vegas liegt. Nachts erscheint es erst wie eine normale, mittelgroße Stadt, doch aus der Nahe betrachtet scheint ein Teil der Straßen ganz besonders gut erleuchtet, in wahre Lichtfluten getaucht. Diese Gegend ist das Casinoviertel am Las Vegas Boulevard, der auch den Beinamen ‘The Strip’ tragt. In den riesigen Hotel- und Casinokomplexen und dem Las Vegas Convention Center, das ganz in der Nahe liegt, findet eine der großen amerikanischen Computermessen, die Herbst-COMDEX, statt. Vom 14. bis 18. November war Las Vegas mit etwa 150000 angereisten Fachbesuchern total überfüllt.

Wer die wahre Bedeutung des Wortes ‘Reizüberflutung’ nicht kennt, dem sei es dringend geraten, sich nachts, für beste Wirkung unvorbereitet und übermüdet, ms Casinoviertel (fast die ganze Stadt) von Las Vegas zu begeben Überall blitzen Leuchtreklamen von unvorstellbaren Ausmaßen und entsprechender Geschmacklosigkeit. Das Wesen der Stadt spiegelt sich in der Messeorganisation wider Die Messehallen der Stadt sind mit dem Ausstellerangebot nämlich bei weitem überfordert. Daher wurde ungefähr ein Drittel der Stande in die großen Hotels der Stadt ausgelagert. Besucher, die darauf angewiesen waren, mehrere Austellungsplätze zu besuchen, mußten viel Zeit und gute Nerven mitbringen Die amerikanischen Händler, die im wesentlichen das Publikum dieser Fachmesse ausmachen, ertrugen es gelassen.

Die COMDEX ist, den Verhältnissen auf dem amerikanischen Markt angepaßt, im wesentlichen eine PC-Messe. Natürlich waren auch die Peripherie-, Bauteil und Zubehörhersteller entsprechend vertreten. Selbst Apples Einfluß war nur am Rande zu spuren. Sensationen? Eigentlich nicht. Der mit Spannung erwartete Rechner der neuen Firma von Apple-Gründer Steven Jobs, der NeXT Würfel, war auf der Messe gar nicht zu sehen, nur eine Privatvorführung in einem Hotel wurde für ausgewähltes Publikum veranstaltet. Am wichtigsten für den Endanwender ist jedoch vielleicht die Tatsache, daß optische Speicherplatten mit Kapazitäten um die 600 Megabyte, die beliebig oft be- und überschreibbar sind, seit Herbst für die Hardwarehersteller zur Verfügung stehen. Zwei Beispiele: Sonys SMO-501 -Laufwerk kann bis zu 650 Megabyte auf einer 5,25"-Kassette speichern, bei Zugriffszeiten, die nicht allzu weit über denen einer Festplatte liegen. Der Preis: 4.500,- Dollar bei Einzelstückzahlen. Wesentlich preisgünstiger durften die Laufwerke von Canon sein, die jedoch ‘nur’ über 256-512 Megabyte Speicherkapazität verfugen. Alle diese Laufwerke lassen sich über ein Standard-SCSI Interface mit dem Computer verbinden. Leider kann ein ATARI-Anwender mit dieser Technologie überhaupt nichts anfangen: Solange das TOS mit diesen Massenspeichergrößen nicht umgehen kann, müssen wir alle warten. Macht nichts, die Preise müssen sowieso noch etwas fallen.

Am letzten Messetag sorgte ein Auftritt der legendären Gruppe Fleetwood Mac für Aufsehen.

Damit wären wir bei ATARI angelangt, Sam Tramiel hat in Düsseldorf zwar ziemlich übertrieben als er eine Halle von der Größe eines Fußballfeldes versprach, aber immerhin, ATARI verlor sich nicht im Gewühl der großen Messehallen, sondern war, privat und angenehm, in einem eigenen Saal untergebracht. Passenderweise trug dieser den Namen ‘Gold Room’ - mit rotem Teppich ausgelegt, so dick, daß die Suche nach einem verlorenen Schlüssel eine Suchmannschaft erfordert hätte. Aber das nur am Rande.

ATARI hat auf aufwendige Dekoration verzichtet und den Saal mit Ständen gefüllt, an denen verschiedene Softwarehersteller ihre Produkte vorführen konnten. Der amerikanische Markt ist für ATARI nach wie vor sehr schwach, weil nicht genug Geräte zur Verfügung stehen; umso erfreulicher war es, daß doch recht viele amerikanische Entwickler zu finden waren. Wer in Düsseldorf gewesen ist, hat aber wahrlich nichts versäumt: Die Größe der Ausstellung war im Vergleich zur ATARI-Messe doch recht bescheiden. Eine Bühne im Gold Room wurde praktisch den ganzen Tag von verschiedenen Softwarehäusern für die Vorführung von Produkten genutzt.

Ein besonderes Bonbon für die Liebhaber von ‘Good old Rock ‘n’ Roll’: Fleetwood Mac gab am Ende eines Messetages ein kurzes Konzert auf der Bühne des ATARI Saales. Das war die einzige Zeit, zu der der Gold Room wirklich voll war...

Sie fragen sich vermutlich, wieso immer nur von Software die Rede ist. Nun, ganz einfach: ATARI hatte keine Neuigkeiten für die Öffentlichkeit dabei. Der TT, die 68030 Maschine, die auch UNIX-fähig sein wird, ist noch nicht fertig. Es sind auch keine näheren Informationen zu dem Rechner verfügbar, weil ATARI einen totalen Informationsstop über alle neuen Produkte verhängt hat. Dies ist eine Folge der Indiskretionen bzgl. vertraulichen Materials über den TT. Ein deutsches ATARI-Magazin hatte ein ungefähres Blockschaltbild des TT, das nur für interne Benutzung bei ATARI gedacht war, veröffentlicht. Nun, die Konsequenzen bei ATARI sind deutlich. Man gibt sich höchst zugeknöpft.

ATARIs portabel ST

Wie das spätere Laptopgehäuse aussehen soll, wurde anhand eines Dummys gezeigt.

Hinter den Kulissen, bei einem ATARI-Aussteller-Fest, wurde jedoch auch ein Prototyp des Laptop gezeigt. Die Elektronik ist aber noch so groß, daß man getrost von einem Zwei-Mann-Portable sprechen kann. Das Display (640*400 Punkte) sieht dafür aber hervorragend aus, mit blauem Hintergrundlicht. Bei dem Prototyp handelte es sich um einen umgebauten Mega ST, der mit CMOS-Chips und einem LCD-Display ausgestaltet immerhin ca. zwei Stunden im Batteriebetrieb arbeitete. Auch ein Gehäuseprototyp wurde gezeigt: sehr schick. Das wird ein richtiger Edel-Laptop, mit einem Trackball statt Maus und einem eingebauten 720 Kbyte-3,5"-Laufwerk an der rechten Seite. Es ist aber kaum damit zu rechnen, daß das Gerät vor Mitte nächsten Jahres zu haben sein wird. Auch über die Ausstattung wurde Stillschweigen bewahrt - bisher ist nicht entschieden, wieviel Speicher der Laptop haben wird. Mit Sicherheit gibt es aber eine Option für eine 20MB Harddisk.

Ein in deutlicher Größenunterschied: der lauffähige Prototyp des Laptop und daneben der Dummy

Das CD-Rom war überhaupt nicht zu sehen, vielleicht eine Konsequenz der ATARI Messe, wo man sich mit einem Laufwerk ohne Steuersoftware eher blamierte. ATARI versichert allerdings, daß die Hardware fertig und auslieferungsbereit ist. Aber was soll ein Käufer mit einem Laufwerk ohne Daten und Software...

Apropos Laufwerk: Statt der bisherigen 20MB-Festplatte soll in Zukunft ein 30-MB Laufwerk in den ATARI Harddisks eingebaut sein. Und das zum gleichen Preis.

Eher eine kleine Neuheit ist der Robokit. Dabei handelt es sich um ein Interface für die Steuerung von Servomotoren, Schaltern und Sensoren sowie eine entsprechende Steuerungssoftware. Aus Fischertechnik oder Lego (oder ähnlichen Baukästen) können nun funktionsfähige Roboter gebaut werden.

Mit dem Robokit lassen sich Lego- oder Fischertechnik-Roboter steuern.

Echte Hardwareneuigkeiten gab es eigentlich nur in Sachen Transputer. Die Vorseriengeräte (Release 4), von denen zur Zeit 500 Stuck bei ATARI Braunschweig gebaut werden, waren, in ein großes quadratisches Towergehäuse verpackt, zu sehen. Intern hat sich nicht viel geändert, außer daß einige ICs zu Custom-Chips zusammengefaßt wurden. Auch ist kein externer Mega-ST mehr notwendig; eine dem Mega-ST entsprechende I/O-Platine ist eingebaut.

Der ATARI-Transputer ATW (ehemals Abaq) zeigte sich im neuen Towergehäuse

Auch auf der Softwareseite hat sich einiges getan. Eine neue X Window-Version darf sich mit dem neuen Blitter des ATW (für ATARI Transputer Workstation, so heißt der Rechner jetzt - Abaq ade) so richtig austoben. Ein Beispiel: Fenster werden nicht wie auf dem Mac oder unter GEM als Geisterrahmen verschoben, sondern vollständig, komplett und mit Inhalt. Das Ganze geht sogar ziemlich ruckfrei vor sich. Mit der neuen Version kann man jetzt richtig arbeiten. Es gibt noch mehr Software-News: Eine neue Version des Helios-C-Compilers und ein C-Source Level-Debugger, der noch vor Weihnachten in den Beta-Test gehen soll. Schließlich hat Prospero Software eine Helios Version des bekannten Pro-Pascal-Compilers vorgestellt. Auch Modula II, Fortran und BASIC sind ab Januar verfügbar, ebenso das INMOS Transputer Development System in einer Helios-kompatiblen Version.

So zeigte sich das Transputer-Innenleben.

Software-News

Drei Softwareschwerpunkte waren auf der Messe zu verzeichnen: Desktop Publishing & Textverarbeitung, Business-Anwendungen und Midi.

Inzwischen ist ein wirklich umfangreiches DTP-Angebot für den ST erhältlich. Drei wirklich große und umfangreiche DTP-Pakete der Qualitätsklasse von Calamus waren auf der Messe zu sehen: Calamus selbst, dann der Nachfolger des Publishing Partners, der ursprünglich Publishing Partner Professional heißen sollte, jetzt aber den Namen PageStream trägt, sowie ein von ATARI selbst vertriebenes Paket mit Namen DeskSet II. Alle diese Programme sind übrigens in der Lage, mit einem 19" Bildschirm zusammenzuarbeiten.

Die amerikanische Antwort auf Calamus: Page Stream

PageStream scheint, soweit man es nach einer kurzen Vorführung sagen kann, tatsächlich zu halten, was der alte Publishing Partner versprach. Das Programm ist voll PostScript-kompatibel, der Weg zu professionellen Ausgabemedien steht also offen. Selbst Farbdruck oder separate Farbauszüge sind möglich. Zehn Fonts werden mitgeliefert, alle Möglichkeiten der Textverarbeitung sind vorhanden, natürlich auch Trennhilfe, Rechtschreibprüfung usw. Einfache objektorientierte Grafik kann im Programm erzeugt werden, ebenso lassen sich Bilder mit 300dpi-Scannern einlesen (und natürlich auch von allen gängigen Grafikprogrammen). Texteffekte gibt es in Hülle und Fülle, weit über einfachen rotierten Text hinausgehend Text kann problemlos auch um unregelmäßig geformte Grafiken herumfließen. Man darf auf eine deutsche Version gespannt sein.

Page Stream bietet Möglichkeiten, die für ein DTP-Programm ungewöhnlich sind.

Über DeskSet waren leider noch nicht so viele Informationen erhältlich, auch dieses Programm macht aber einen sehr leistungsfähigen Eindruck Besonderes Kennzeichen: Direkter Anschluß an CompuGraphic-Satzbelichter ist möglich, das Programm verwendet sogar Original-CompuGraphic Fonts! Allerdings ist dies für den amerikanischen Markt wichtiger, da die CompuGraphics Belichter in Europa weit weniger verbreitet sind als in den USA.

Die Layoutfähigkeiten dürften in etwa denen von PageStream entsprechen, einige zusätzliche Besonderheiten wie Trennregeln für acht verschiedene Sprachen sind auch eingebaut. Die Bedienung von DeskSet II wirkte sehr komfortabel.

Auch die Software zum Transputer machte einen guten Eindruck.

Textverarbeitung

Nicht nur bei den Layout-Programmen, auch im Bereich der ‘einfachen’ Textverarbeitung tut sich etwas. Die Beta-Testversion von WordPlus 3.0 ist ja schon seit einiger Zeit im Umlauf, aber es scheint endlich ernstere Konkurrenz zu geben.

Microsoft und Word Perfect, der Welt größte Hersteller von Textverarbeitungen, scheinen ihre ST-Aktivitäten doch etwas forciert zu haben. Zumindest war auf der Messe eine Anpassung von Microsoft Write zu sehen, die, im Gegensatz zu den Versionen, die voriges Jahr Deutschlands Raubkopierer schockierten, auch richtig zu funktionieren schien. An eine Anpassung des PC- und Mac-Dauerbrenners MS Word scheint man aber nicht zu denken. Dafür ist aber die neueste ST-Version von Word Perfect, die einer PC-Version irgendwo zwischen 4.1 und 4.2 entspricht, recht vielversprechend. Bei der Vorführung stürzte das Programm nicht ab, es wirkte sehr stabil und sicher, die Fähigkeiten von Word Perfect sind ja bekanntermaßen über jeden Zweifel erhaben. Leider haben die deutschen Versionen für Mac und PC bei Word Perfect Vorrang, so daß man wohl noch ein wenig auf Word Perfect ST in deutscher Fassung warten muß. Bleibt nur zu hoffen, daß nicht allzu viele Benutzer von den bisherigen ST Versionen (katastrophal ist eine harmlose Umschreibung) von Word Perfect abgeschreckt wurden. Wie der Word Perfect-Mitarbeiter auf der Messe erklärte, habe man inzwischen auch eingesehen, daß die ST-Version nicht so teuer sein kann, wie die Versionen für andere Rechner. Hoffentlich schließt sich die deutsche Abteilung dieser Auffassung an, dann gibt es bald eine wirklich brauchbare Textverarbeitung auf dem ST.

Eine reine Textverarbeitung, die unverdienterweise ein Mauerblümchendasein fristet, ist REGENT WORD II. Das Programm ist extrem billig (25 $) und wirklich brauchbar. Allerdings ist es meines Wissens in Deutschland nicht erhältlich.

Wordflair & Word Up

Ein sehr interessantes Programm für Textschreiber ist Wordflair von Blue Chip international Wordflair ist kein DTP-Programm und keine Textverarbeitung Wordflair liegt, im positiven Sinne, irgendwo dazwischen. Der Hersteller bezeichnet es als ‘Document Processor’. Man kann Texte schreiben und formatieren, grafische Gestaltungsfunktionen sind auch vorhanden. Zusätzlich enthält Wordflair noch Elemente einer Tabellenkalkulation und Business-Grafik. Schließlich ist das Ganze noch sehr leicht zu bedienen. Einziger Nachteil: Es ist noch nicht fertig.

WordUp (von Neocept) ist eine Textverarbeitung, die ebenfalls einige Elemente von DTP-Programmen enthält. So werden verschiedene Fonts auf dem Bildschirm unterstützt, auch das Seitenlayout kann sehr flexibel gehandhabt werden. Ähnlich wie der Timeworks Desktop-Publisher arbeitet es mit GDOS-Fonts, Grafikeinbindung ist selbstverständlich. Außerdem ist das Programm sehr schnell.

Utilities für Textverarbeitung und DTP

Der SLM 804 Laserdrucker wird PostScript-fähig! ‘UltraScript' heißt der PostScript-Emulator. Das Programm soll von ATARI vertrieben werden und sofort erhältlich sein. Mitgeliefert werden 16 Fonts, separat werden zwei weitere Fontsätze, die alle Originalfonts des Apple-Laserwriters II enthalten, erhältlich sein.

‘Fontz!' heißt ein sehr leistungsfähiger GDOS-Fonteditor, der von der gleichen Herstellerfirma wie WordUp kommt. Hochspezialisierte Zeichenfunktionen machen das Layout von Buchstaben erheblich einfacher, als man es gewohnt ist.

Vom gleichen Hersteller kommt Turbo-Jet, ein Druckertreiber für Hewlett Pak-kard Tintenstrahl- und Laserdrucker. Mit dem Treiber können die HP Drucker mit jedem GDOS-Programm zusammenarbeiten, und das sogar mit beachtlicher Geschwindigkeit.

Ein Klick auf den neuen GDOS-Editor Fontz!

Midi

Zwar waren zahlreiche Midi Softwarehäuser auf der Messe vertreten und auch bei den Softwarepräsentationen auf der Bühne nahmen Midi-Programme breiten Raum ein, aber wirkliche oder sensationelle Neuigkeiten gab es dennoch nicht zu sehen, im wesentlichen wurde das bekannte Programm der Hersteller vorgeführt.

Erwähnenswert war jedoch ein französisches Programm namens Amadeus ST. Hierbei handelt es sich um ein recht umfangreiches Musiklernprogramm, das einen großen Theoriebereich gründlich abdeckt und auch für Kinder gut geeignet ist. Eine deutsche Version ist in Vorbereitung, leider hat der Hersteller aber eine sehr hohe Preisvorstellung (ungefähr 500,- DM).

Das Musiklernprogramm Amadeus ST

Geschäftliches

Wer schon immer dBase III+ vermißt hat, kann sich freuen: Die neueste dBman-Version, dBman V, ist vollständig dBase II und III+ kompatibel und außerdem schneller. Fertig programmierte Applikationen können außerdem mit einem ‘greased Lightning' (geölter Blitz) getauften Compiler übersetzt werden, um maximale Ausführungsgeschwindigkeit zu erreichen. Als Besonderheit läßt sich dBman mit der Maus über Pulldown-Menüs, die auch selbst programmiert werden können, bedienen.

SBT aus Kalifornien liefert gleich eine ganze Palette von dBase-Anwendungen passend zu dBman V. Leider sind diese Geschäftsanwendungen vollständig auf den amerikanischen Markt zugeschnitten.

Die bekannte Datenbank Superbase Professional ist jetzt in ihrer Version 3.0 lieferbar. Als Erweiterung wurde eine Telekommunikationsfunktion integriert, der Formulareditor wurde stark verbessert.

LDW hat ein, wie der Name ‘Power' schon suggeriert, extrem leistungsfähiges Spreadsheet im Programm. Der Leistungsumfang ist an Microsofts Excel angelehnt Ein exakter Excel-Clone ist bei ATARI aber auch schon in Arbeit und wird in Kürze lieferbar sein.

Eine ganz besondere ST-Anwendung ist ViewTouch. ViewTouch ist eine Komplettlösung, die aus Hardware, Software und Schulung besteht. Kern des Systems ist ein Monitor, der auf Fingerdruck reagiert. Damit können Kassen zum Beispiel für Restaurants oder Ladenketten konzipiert werden, die extrem unkompliziert in der Bedienung sind und sich an jede Anwendung anpassen lassen. Die Angestellten müssen nur noch die entsprechenden Felder auf dem Bildschirm antippen, verschleißanfällige und unflexible Tastenfelder werden nicht mehr gebraucht. Die Herstellerfirma paßt jedes View-Touch-System komplett an die Wünsche und Bedürfnisse des Kunden an.

Gleich mehrere Hersteller hatten Komplettlösungen für Lagerhaltung und Verkaufsabrechnung im Programm. Einige dieser Lösungen sind mit Bar-Code-Leser und ST-gesteuerter Kassenschublade ausgestattet und ermöglichen so die komplette und höchst komfortable Kontrolle des Warenflusses von Einkauf bis Verkauf. Leider sind derartige Anwendungen bisher nur für den amerikanischen Markt geeignet, an Anpassungen für Deutschland wird aber gearbeitet.

Grafik

Auch im Bereich Computer & Grafik gab es einiges zu sehen. Die Produkte der Firma ANTIC waren weit verbreitet, auf zahlreichen Monitoren liefen Animationen, die mit der 2D/3D-Animationsserie Cyber-Studio erzeugt waren. Für Cyber Studio gibt es einige Neuerscheinungen: Ein neuer Objekteditor namens Cyber Sculpt bietet extrem vielseitige Funktionen für die Erzeugung von 3D-Objekten. Manche dieser Funktionen gibt es sonst nur auf großen Grafik-Workstations. Da Cyber-Studio von einigen US-Computergrafik-Studios für die Vorbereitung von Animationen verwendet wird, wurde ein Filekonverter angekündigt, der CAD 3D-(oder Cyber Sculpt-) Objekte in Objekte für professionelle Animationssysteme umwandelt.

Ein weiteres Programm der Cyber-Serie erlaubt es, 3D Objekte in beliebige ST-Bilder ‘einzupacken’. Damit kann man zum Beispiel eine Coladose oder ähnliche Objekte mit ‘bemalter’ Oberfläche erzeugen.

Im Bereich CAD war der auffälligste Teilnehmer die ST-Version von Drafix, das auf dem IBM bereits bekannt ist. Die ST Version gleicht der PC-Fassung bis ins Detail. Ansonsten waren das bereits auf der ATARI Messe in Düsseldorf vorgestellte 2D/3D-CAD-Programm Dyna Cadd und BeckerCad zu sehen.

Die Herstellerfirma von Easy Draw, Migraph, hat ein Zeichenprogramm für hochauflösende Bit-Map-Grafiken, wie sie für DTP-Zwecke benötigt werden, angekündigt. In diesem Programm werden sehr leistungsfähige Zeichenwerkzeuge enthalten sein, so z.B. für Bezier Kurven oder B Splines. Es wird den Namen ‘Touch-Up’ tragen.

Die französische Finna Human Technologies zeigte das Zeichenprogramm ZZ Lazy Paint, das durch besonders gute Ausdruckqualitat bis zu 300dpi (neben höchst leistungsfähigen Zeichenfunktionen) überzeugt. Es ermöglicht auch PostScnpt-Ausgabe und ist somit prädestiniert für DTP-Anwendungen. z.B mit PageStream.

Sprachen

In diesem Bereich gibt es nur eine echte Neuheit. Einen richtigen Cobol-Compiler für den ST. Für 199 Dollar erhält man einen ANSI 74-kompatiblen Compiler der Firma CASTECH Software Systems, der echten 68000-Code erzeugt, einen GEM-Editor und eine Shell GEM Routinen können von Cobol aus aufgerufen werden

Kommunikation

Bei Intersect Software war MasterLink als Steigerung des Kommunikationsprogramms Interlink zu sehen Unter anderem wurden die Editorfunktionen sowie der Mailboxteil schneller und erheblich erweitert Laut Aussage von Intersect soll Masterlink in Deutschland als Interlink 2.0 zur CeBIT '89 über Bela Computer zu haben sein.

Hardware

Das JRI-Genlock Interface für "nur" 500 $

Eine sehr interessante Hardware-Erweiterung für Grafik-Freaks: Das JRI Genlock Interface für Mega-STs. Für nur 500 $ (!) erhält man eine Einsteckkarte für den Mega und einen Überblendregler, mit dem man zwischen Video- und Computerbild überblenden kann Das gemischte Ausgangssignal ist ein echtes RS-170-Standard-Signal, das jeder NTSC-Videorekorder verarbeiten kann. Eine PAL Version ist in Vorbereitung, ebenso eine externe Ausführung für die ‘kleinen’ ATARI STs.

ST Scan von Navarone ist ein Interface samt Software für Scanner der Canon Serie IX 12. Die Auflösung beträgt bis 300dpi, die Scanzeit ist mit unter 15 Sekunden sehr kurz.

ICD bietet ein sehr komfortables Tape-Backup System für ATARI Harddisks an. Dabei werden nicht nur TOS-, sondern auch Magic Sac (Mac-Emulator) oder MS-DOS-Partitions verwaltet Auf ein Band passen 155 Megabyte.

Die Polaroid Palette-Filmausgabeeinheit kann mit einer Software der Firma Nenki jetzt auch am ST für perfekte Farbhardcopies sorgen Auch Bilder mit mehr als 16 Farben sind mit dem Palette-Rekorder möglich Das System wird in Deutschland über ATARI vertrieben werden.

Einen sehr preisgünstigen Multisync-Farbmonitor stellte die Firma Wuztek vor. Der Omnimon GS kostet nur knapp über 500$ und bietet angeblich eine dem Multisync II vergleichbare Bildqualität.

Zusammen mit einer Polaroid Palette kann Neriki Monitorbilder auf Dias und Fotos zaubern

Ein neuer Mac-Emulator mit Harddisk und Mac plus-ROMs

Spectre 128 heißt der Mac-Emulator der Firma ‘Gadgets by Small'. Als bisher einziger Mac-Emulator ist dieses Gerat in der Lage, die 128KByte ROMs des Mac plus zu benutzen und somit auch HyperCard und das HFS zu verwenden. Selbst der Multifinder lauft, allerdings, wie der Hersteller zugibt, nicht sehr stabil. Alle Finder-Versionen, die Apple jemals veröffentlicht hat, laufen unter Spectre Harddisk-Support ist selbstverständlich, mit einer Geschwindigkeit, die laut Benchmarktests sogar die des Mac II übertrifft! Mit der Translator-Hardware des Magic Sac (sehr langsam), die zwischen Floppylaufwerk und Computer geschaltet wird, können Mac-Disketten direkt gelesen werden. Allerdings ist eine eigene Hardware für Mac-Diskformat in Vorbereitung

Neue Version des MS-DOS-Emulators PC ditto

Nicht in der ATARI-Halle sondern in einem der unzähligen Hotels zeigte die Firma Avant Garde Systems die neue Version 3.96 ihres MS DOS-Emulators PC ditto. Hauptmerkmale der neuen Version sind eine bessere Unterstützung verschiedener Festplatten und der Tastatur. Ferner konnte die Kompatibilität zu einem Original-MS-DOS-PC noch weiter gesteigert werden. Ein Gespräch mit Bill Teal, dem Geschäftschaftsführer von Avant-Garde Systems ergab, daß auch bisher nicht bei der MAXON Computer (für Europa) registrierte Kunden oder Kunden einer älteren Version sich in einem befristeten Zeitraum bei der MAXON Computer GmbH registrieren lassen können und somit preisgünstig in den Besitz von zukünftigen Versionen kommen können.

CS/UB



Aus: ST-Computer 01 / 1989, Seite 19

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